Yakuza

  • Plattform: PlayStation 2
  • Release: 08.12.05 (J), 05.09.06 (US), 15.09.06 (EU)

Als Yakuza in den Westen kam, wurde es gerne zum pushen der Verkaufszahlen als japanisches GTA vermarktet. Was dem Spiel bestimmt nicht gut getan hat, denn viele waren anschließend von der eingeschränkten Freiheit und vordefinierten Hauptfigur stark vor den Kopf gestoßen. Spieler vergleichen Yakuza lieber mit Shenmue, Segas geflopten Megaprojekt zu Dreamcast-Zeiten, mit denen sie sich selbst in den Ruin getrieben haben, nur ebenfalls mit etwas weniger Freiheiten, dafür aber auch weniger Leerlauf.

1995: Kazuma Kiryu ist Mitglied einer Yakuza-Familie und seinem Oyabun treu ergeben. Das Leben könnte für ihn gerade nicht besser laufen, so ist die mit ihm und seinem besten Freund Nishiki in einem Waisenhaus aufgewachsene Yumi mit ihm am anbändeln und seine ehrliche Art wird in den Augen seines Oyabun gern gesehen, so dass Kazuma demnächst seine eigenen Familie leiten darf. Bis Yumi von einem Yakuza-Oberhaupt entführt wird und Nishiki diesen erschießt. Kazuma nimmt die Schuld auf sich und landet für 10 Jahre im Knast.

2005: Kaum wieder frei und seinem früheren Leben eigentlich absagen wollend, wird Kazuma in aktuelle Yakuza-Intrigen hinein gezogen und hat plötzlich ein kleines Mädchen am Rockzipfel, die ihre Mutter sucht. Und irgendwie hat das alles mit den Ereignissen vor 10 Jahren zu tun.

Yakuzas 13 Kapitel werden in eine enge Storystruktur gepackt. Sequenz zu Beginn, dann von Charakter zu Charakter in der Stadt geschickt, einige Yakuza und zu Ende ihren Boss besiegen, um weitere Sequenzen einzuleiten, Kapitel Ende. Und das ist nichts Schlechtes, denn das Spiel ist ein unglaublich gut inszeniertes und spannend erzähltes Gangster-Drama, bei dem man einfach wissen will, wie es weiter geht. Man sollte nur eben kein Open World Game erwarten, in dem das Hauptaugenmerk aus optionale Nebenaufgaben und Minispielen liegt, statt einer festen Erzählstruktur.

Was nicht bedeutet, dass es keinerlei Freiheiten geben würde. Während die Geschichte einem zum nächsten Charakter laufen lässt, besteht fast immer auch die Freiheit erst mal nach belieben die Stadt zu erkunden. Dort stolpert man wahrscheinlich über NPCs, die optionale Missionen initiieren, kann sich in den Imbissen der Bauch voll geschlagen, im Sega-Arcade mit dem Kranspiel gespielt, Stripclubs, Casinos oder Hostessenbars besucht und Baseball gespielt werden etc.

Und in Zufallskämpfe gestolpert werden. Es tauchen an den Straßenecken immer wieder mal Schläger und Unruhestifter auf, die bei Sichtkontakt auf Kazuma zulaufen, ihn dumm von der Seite anmachen und so eine Schlägerei provozieren. Yakuza ist dabei ein Brawler, also werden hauptsächlich Faustkämpfe ausgetragen. Allerdings können auch Waffen wie Messer, Schlagringe, Schwerter usw. benutzt und den Gegnern abgenommen werden. Knarren gibt es theoretisch auch, die sind aber relativ selten und auch nicht sonderlich effektiv in den Händen Kazumas, also nicht wirklich der Rede wert. Selbst Teile der Szenerie wie Blumentöpfe, Eisenrohre, Leuchtreklamen, Fahrräder und so weiter kann man aufnehmen und den Gegner die Rübe mit einhauen. Mächtig spaßig.

Beim erfolgreichen Besiegen der Gegner gibt es dann Geld und Erfahrungspunkte, mit denen man die drei Werte von Kazuma aufleveln kann. Leider haben die Kämpfe zwei Mankos, die einem den Spaß aber zum Glück nicht wirklich verderben: Die Ladebildschirme vor ihnen sind nicht gerade kurz und Kazuma steuert sich leider von der Wendigkeit her wie ein Panzer. Es sollte wirklich nicht so schwer sein, wie es manchmal ist, ihn genau eine Richtung einschlagen oder diese schnell wechseln zu lassen.

Schmuck anzusehen ist das Spiel dann auch noch, so sind besonders die Modelle in den Zwischensequenzen detailliert und agieren recht menschlich. Die brodelnde Stadt ist ebenfalls sehr gut umgesetzt und mit Menschen wirklich voll gestopft, deren Charaktermodelle zwar um Slowdown zu vermeiden wesentlich weniger detailliert sind, was durch den weiteren Zoom allerdings meist nicht auffällt.

Was man von Yakuza aufs Ohr bekommt ist hingegen etwas zweischneidiger. Die Musik ist top, das auf jeden Fall. Die Synchronisation nicht immer. Die Hauptcharaktere und Storysequenzen sind definitiv ganz gut geraten, wenn auch nicht immer allzu Lippensynchron, mit Ausnahme von Haruka, die etwas zu im „erwachsene Frau spricht junges Mädchen und klingt nur nervig“-Problem steckt. Die Sprecher im non-Story-Teil hingegen sind etwas schlechter und das extreme F-Bombing für die nötige GTA-Coolness echt übertrieben. Unterm Strich aber eine ganz gute Arbeit, da sich für die wirklich wichtigen Storyteile keine groben Schnitzer geleistet werden.

Fazit:
Yakuza ist eine PS2-Perle. Ein unglaublich packendes Gangster-Drama zum Nachspielen, mit super Präsentation und nebenher noch einigen optionalen Aktivitäten plus einem zwar mit ein paar Schnitzern versehenes aber doch spaßiges Kampfsystem. Mehr davon.

9 von 10 Punkten