Ace Attorney Investigations: Miles Edgeworth

  • Plattform: Nintendo DS
  • Release: 28.05.09 (J), 16.02.10 (US), 19.02.10 (EU)

Nachdem sich die Phoenix-Wright-Trilogie extremer Beliebtheit erfreut – nicht umsonst wird sie mit dem Wii-Port mittlerweile schon zum vierten Mal aufgelegt – waren die Reaktionen auf Apollo Justice etwas lauwarmer. Anstatt also mit ihm weiter zu machen, entschied man sich bei Capcom dazu, zu bekannteren Charakteren zurückzukehren und erst Mal Miles Edgeworth ein Spinoff zu gönnen.

Dem armen Miles wird aber auch keine Pause gegönnt. Schon auf dem Rückflug von Übersee wird er in einem Mord zunächst zum Hauptverdächtigen und danach endlich in seinem Büro angekommen, liegt dort direkt die nächste Leiche. Und alles hat mit den Yatagarasu-Vorfällen von vor 7 Jahren zu tun.

Wer sich mit der Serie auskennt, kann sich den Aufbau der Geschichte direkt denken: 4 bis 5 Fälle (hier 5), die chronologisch hin und her springen und von denen mindestens einer ungelöste Fälle von vor mehreren Jahren behandelt, die dann im Finale alle zu einem ganzen zusammen kommen.

Nur ist man diesmal eben Miles Edgeworth. Und nach den etwas langweiligen Charakteren aus Apollo Justice, ist es auch schön, ihn und Gumshoe endlich wieder in Aktion zu sehen. Zusätzlich versucht Capcom sehr stark, es den Fans recht zu machen und wirft so viele der illustren Charaktere aus der Phoenix-Trilogie in den Ring, wie möglich ist. Und dabei sind die paar neuen Charaktere selbst auch nicht allzu übel. Lang und Badd sind beispielsweise sehr cool und Lauren hat wirklichen Unterhaltungswert.

Von daher schöpft das Spiel, was Charaktere und Geschichte angeht, ziemlich aus den Vollen. Viele witzige und spannende Begebenheiten, verbale Schlagabtausche, scheinbar unmögliche Vorkommnisse und seltsame Begebenheiten machen das Spiel weitestgehend zu einer unterhaltsamen Fahrt. Wenn die eigentlichen Fälle doch nur nicht so extrem durchschaubar wären. Gerade Spieler der vier Vorgänger kennen mittlerweile die Tricks, die von der Serie gerne verwendet werden und da man diese immer noch freudig weiter nutzt, sind die häufig sowieso schon nicht so komplexen Fälle nur noch vorhersehbarer. Da ist es dann ganz gut, dass in Fall 5 mit dem Entdecken des Täters noch nicht Schluss ist, sondern das größere Problem sich dahingehend stellt, die Beweislast um ihn zu entlarven zu finden. Zudem wirken Fälle 3-5 stellenweise unnötig in die Länge gezogen. Wenn ich einen Doppelmord auflösen soll, will ich nicht unbedingt eine halbe Ewigkeiten durch eine Beweiskette von Kinderluftballons und Süßigkeitenautomaten beweisen müssen, dass Gumshoe aus extrem künstlich konstruierten Gründen gelogen hat.

Vom Gameplay her ändert sich bei Miles Edgeworth überraschenderweise gar nicht allzu viel. Es werden weiterhin verschiedene Lokalitäten auf Hinweise durchsucht, um die Aussagen gewisser Leute zu untergraben. Nur findet diesmal alles vor Ort statt, nicht im Gericht. Und Miles lässt sich frei durch die Räume steuern, statt die Visual-Novel-Ansicht der Hauptserie zu nutzen.

Wirklich neu ist nur das Logik-System. Bei den Gesprächen und der Investigation, wird Miles immer wieder auf gewisse Beweis- und Problemfragmente stoßen, die dann im Logikbildschirm zu einem Gesamtbild zusammengefügt werden müssen, damit er die Schlüsse anschließend zur Falllösung nutzen kann. Das ist auf dem Papier eine nette Idee, in der Praxis aber nicht sonderlich gut umgesetzt. Alles, was über das Logiksystem herausgefunden wird, sind Sachen, die sich der Spieler schon längst zusammengereimt hat. Dann extra noch die Fragmente finden und zusammenfügen zu müssen, damit Miles die Sache auch endlich kapiert, wirkt da nur unnötig aufhaltend. Zumal Miles dumm dastehen zu lassen wirklich keine gute Sache ist. Zum schusseligen Charakter eines Phoenix oder Apollo mag das passen, aber wenn ich einen Miles Edgeworth steuere, nehme ich so was dem Spiel nicht ab.

Ganz allgemein ist das Spiel sehr einfach. Abgesehen davon, dass alle Fälle extrem durchschaubar sind und man sich Lösungen und Logik extrem schnell zusammengereimt hat, sind die Lokalitäten zudem extrem überschaubar und Miles sagt in seinen Gedanken häufig sogar direkt, was die Lösung des nächsten Problems ist. Die einzige Schwierigkeit, die es Serien-üblich hin und wieder gibt ist, dass die Beweise, die man anführen will und die durchaus logisch passen würden, manchmal vom Spiel nicht genommen werden, weil es an der Stelle einen anderen mehr oder weniger genauso passenden Beweis sehen will. Oder man eine Lüge widerlegen will, das Spiel vorher aber an dieser Stelle erst noch was andere bewiesen bekommen möchte.

Visuell ist das Spiel echt hübsch anzusehen. Ähnlich Apollo Justice nutzt es gut auflösende Charakterartworks, mit den gewohnt übertriebenen Animation der Serie. Diesmal wesentlich weniger abgehackt. Zudem sind auch die proportional gehaltenen Sprites für das neue Bewegungsmodell des Spieles nett durchanimiert. Und auch die Musik ist gewohnt gut, besonders die Erkennungsmelodien von Kay und Badd sind ziemlich cool geraten.

Fazit:
Miles Edgeworth ist ein gutes Spiel. Hauptsächlich dadurch gerettet, dass die Charaktere so unterhaltsam sind. Das Gameplay hingegen ist mit vielen kleinen Problemen, vom unnützen Logik-System, zur extremen Durchschaubarkeit und fehlendem Schwierigkeitsgrad, geschlagen. Und trotzdem unterm Strich immer noch witzig, charmant und hin und wieder sogar ein wenig clever. Leider genau wie Apollo Justice somit schwach im Vergleich zur grandiosen Phoenix-Trilogie, aber durchaus unterhaltsam.

7 von 10 Punkten