Quest RPG: Brian’s Journey

  • Plattform: GameBoy Color
  • Release: 15.01.00 (J), 23.01.00 (US), 2000 (EU)

Quest 64 oder auch Holy Magic Century, wie es hier in Europa hieß, hat keinen sonderlich guten Ruf, besonders da es das erste und eines von vielleicht insgesamt drei RPGs auf dem N64 ist. RPGler, die sich nach dem Powerhouse des Genre SNES blind Nintendos nächste Konsole kauften, weil sie von jenem dasselbe erhofften, hatten ein ziemlich kaltes Erwachen. Das simple Game bot sich viel mehr für den Handheld an, wo die Ansprüche sowieso niedriger lagen, und so bekam es dann auch sein Downgrade auf den GBC.

Wobei Downgrade nicht mal das richtige Wort ist, scheint es spielerisch und von der Handlung her doch genau identisch zu sein und ob das hässliche N64-3D wirklich schöner anzusehen ist, als die 8bit-Sprites des GBC, ist auch streitbar.

Der Junge mit dem heroischen Namen Brian ist ein angehender Spirit Tamer und deswegen der Einzige, der für würdig befunden wird, den bösen Magier unschädlich zu machen, der ein magisches Buch geklaut hat, das magisch die Welt zerstören kann. Auf der Reise besucht Brian diverse Königreiche, besiegt diverse Antagonisten, wird von Verbündeten verraten, und ein Familienmitglied opfert sich für ihn. Die übliche RPG-Kost eben, nur in leicht lächerlichen 8bit-Cutscenes, in denen die Mickersprites versuchen, heftigen Stoff darzubieten.

Was Quest RPG interessant macht, ist das Kampf- und Aufbesserungssystem, das von der Norm abweicht und eher Lunar meets Final Fantasy II/SaGa emuliert. Nur mit einem einzelnen Kämpfer und wesentlich geradliniger, als Squares Levelsysteme. Wird Brian in einen Zufallskampf verwickelt, so kommen wir auf einen neuen Kampfbildschirm mit den Gegnern. So weit, so normal, jedoch können sich beide Seiten frei auf jenem bewegen, satt einander starr gegenüberzustehen und Attacken an die Birne zu kloppen. Da das Spiel sehr Zauber-lastig ist, ist man natürlich trotz sicherer Distanz nicht wirklich immer sicher, allerdings haben viele Zauber einen gewissen Radius oder eine vorgegebene Richtung, aus der man sich raus halten kann. Selbst die besonders starken Bildschirm füllenden Magien können häufig unterdrückt werden, da die Gegner-KI nicht die schlauste ist. Bewegt man sich nämlich direkt neben sie, werden viele von ihnen nur normal angreifen, was wesentlich weniger Schaden macht. Dadurch werden die meisten Zufallskämpfe schnell trivial und nur einige Bosse zur Herausforderung, wobei es bei ihnen dann meist darauf ankommt, ihre Elementarschwäche rauszufinden und zu spammen. Magien sowie Gegner fallen übrigens unter die vier Naturelemente und können auch bunt gemixt werden. Wasser Stufe 2 ist so beispielsweise ein stärkerer Wasserangriff, stattdessen allerdings eine Stufe Wasser und eine Erde mixen generiert den Heilzauber.

Brian erhält von den Gegnern übrigens keine Erfahrungspunkte, die ihm im Level steigen lassen, was vorgegebene Statusupgrades mit sich bringt. Stattdessen werden diejenigen Stati aufgebessert, die er im Kampf nutzt. Viel zaubern stärkt das jeweilige Element und erhöht die Magiepunkte. Schaden einstecken die HP und Defensivpunkte. Mit dem Stock schlagen den Angriff. Herumlaufen die Agilität, die den maximalen Bewegungsradius pro Runde beeinflusst. Dabei kann sich kein Wert verschlechtern und das Statusmenü zeigt immer, wie weit Brian bis zum nächsten Aufbessern hat, womit dies alles netterweise viel übersichtlicher ist, als Final Fantasy II oder die SaGa-Reihe. Genau genommen führt es zu einer netten, organischen Aufbesserung, die dem Spieler das verbessert, was sie in ihrer Spielweise tatsächlich gebraucht und eliminiert den Grind fast komplett. Mit regenerierenden MP und vielen Heilgegenständen (das Spiel hat übrigens keine Ökonomie, Städte lassen Brian umsonst schlafen und verschenken Gegenstände, wenn er keine mehr dabei hat) wird dadurch ein ziemlich schnell und einfaches RPG für nebenher aus Quest RPG.

Besonders aussehen tut das Spiel natürlich nicht, ist auf dem Handheld-Standard, aber recht bunt und niedlich, wenn es auch manchmal etwas schwer ist, zu erkennen, was der Gegner überhaupt darstellen soll, und wie erwähnt wirken die dramatischeren Szenen etwas unfreiwillig komisch.

Fazit:
Standard-Quest, ziemlich einfach aber doch ganz nett und mit einem recht interessanten Kampf- und Aufbesserungssystem, macht Quest RPG: Brian’s Journey selbstredend nicht zum Überflieger, aber einem ganz netten Spielchen für die Autofahrt.

6 von 10 Punkten