The Witcher 2: Assassins of Kings

  • Plattform: PC
  • Release: 17.05.11 (US), 17.05.11 (EU), 28.07.11 (J)

Bei dem Hit, den CD Project RED mit dem ersten The Witcher zur Hand hatte, war es natürlich nur eine Frage der Zeit, bevor es ein weiteres Abenteuer von Geralt of Rivia gab, gerade auch die FMV am Ende des Erstlings betrachtet. 4 Jahre und eine gecancelte Konsolen-Version des ersten Teiles später, schlug The Witcher 2: Assassins of Kings dann auf dem PC auf, ein Jahr später zogen diesmal dann auch wirklich die Konsolen nach.

Geralt und Triss (Ihr habt im Erstling die andere Ische gewählt? Dumm gelaufen, non-canon now!) haben es eigentlich ganz gut. Immerhin sind sie unter den persönlichen Beratern bzw. Bodyguards von König Foltest, nicht der schlechteste Machtinhaber, dem man dienlich sein kann. Bis jener ermordet wird, Geralt der Tat beschuldigt im Gefängnis landet, und Triss aufgrund ihrer Beziehung zu ihm ihren Einfluss einbüßt. Wo gehobelt wird fallen halt auch Späne, respektive rollen königliche Köpfe. Denn Foltest ist nicht die erste und wird eventuell auch nicht die letzte gekrönte Jagdtrophäe sein, wenn Geralt es nicht schafft sich zu befreien und den wahren Täter zu schnappen.

In The Witcher 2 geht es also direkt weiter mit der politischen Geschichte um sich bekriegende Königreiche und ihre Staatsoberhäupter, aber auch die schwelende Rebellion der unterdrückten Elfen. Genau genommen können die zahlreichen, häufig nicht einfach in gut oder schlecht einzustufenden, Entscheidungen erneut zu einem ziemlich unterschiedlichen Ablauf führen, je nachdem, welches der beiden Probleme der eigene Geralt als für wichtiger ansieht, was sogar zwei unterschiedlichen Szenarien in Chapter 2 bereit hält. Es gibt also wieder so einige Variablen in der Entscheidungsfreiheit, auch wenn Spielern des Vorgängers auffällt, wie wenig die dortigen wirklich übergreifend wichtig sind, bzw. einige auch einfach nicht in Erwägung gezogen werden können, wie die erwähnte Wahl der Bettgefährtin. Dennoch ist es natürlich erneut das Gefühl durch die eigenen Taten und Antworten in dieser Geschichte involviert zu sein, die sie richtig zum Leben erweckt. Und natürlich das gewohnt düstere Setting, welches einem nicht unbedingt einfache Wahlen zwischen Gutmensch und Kinderfresser offeriert. Zudem fängt der unter Amnesie leidende Geralt langsam an, Dinge über seine Vergangenheit herauszufinden, was eine weitere persönliche Note einbringt.

Was allerdings maßgeblich an The Witcher 2 auffällt, ist, wie viel cineastischer die Präsentation ist, aber auch wie viel geradliniger und fokussierter das Spiel wirkt. Das Spiel ist kürzer, mit 3 statt 5 Kapiteln und ungefähr der Hälfte der Gesamtspielzeit zum Vorgänger, aber dafür fühlte ich mich auch nie so verloren. Es gibt weiterhin so einige Sidequests, deren Marker es nun netterweise auch wesentlich einfacher machen, alles nötige zu finden, aber nie so viele auf einmal, als dass das Hauptquest so lang unterbrochen würde, so dass ich es aus den Augen verloren hätte. Diese zügigere Vorgehensweise hat mir doch sehr zugesagt, statt immer so ein wenig zwischen dem Erledigen der Nebenaufgaben oder dem Weitertreiben der Hauptgeschichte verloren zu gehen, wie das noch im vorigen Teil der Fall war.

Auch geht das Kampfgeschehen nun flotter und Action-reicher vonstatten. Geralt hat immer noch 2 Schwerter für die menschlichen bzw. übernatürlichen Gegner, es gibt immerhin 2 Stellungen, und er kann sich mit Magien und Tinkturen zusätzliche Stärke geben, doch wirkt dies hier organischer und weniger anfänglich verwirrend eingebunden. Zudem ist es vergleichsweise wichtiger sich tatsächlich auch während des Kampfes zu bewegen, aus dem Weg zu rollen, in eine besser Position zu sprinten, dem Gegner in den Rücken zu fallen etc., da gerade in Gruppen selbst auf niedrigeren Schwierigkeitsgraden sonst nicht immer Land zu sehen ist. Das Geschehen hat einfach mehr Oompf gegenüber dem ersten Witcher. Formeln zum Herstellen von nützlichen Dingen wie den Tränken, Bomben etc. gibt es selbstverständlich immer noch, genau wie die Fähigkeitsbäume mit Mutagenen aufzuwerten. Doch insgesamt wirkt alles hier übersichtlicher und benutzerfreundlicher. Selbst ein paar un-nervige Stealth Sektionen und QTEs gibt es, letztere besonders gern bei den spektakulären, großen Bossen, um dem Geschehen etwas Abwechslung zu geben, bzw. sie cineastischer zu gestalten. Der einzige Negativpunkt in den Kämpfen sind eigentlich die wenigen Momente, wenn ein magischer Mitstreiter dabei ist, da einem die KI gern die Feuerbälle direkt in den Rücken donnert, und im Spiel gibt es friendly fire.

Was die Optik angeht, so ist auch hier The Witcher 2 seinem Vorgängern überlegen, und bleibt der Linie treu frischer und filmreifer zu wirken. Nicht nur sieht nun alles, besonders die Charaktermodelle, besser aus, sondern die tiefere, nähere Blickwinkel hilft hier natürlich, genau wie die besser choreographierten Zwischensequenzen. Die Liebe zum Detail, gerade im Design der Welt um Geralt herum, ist immer noch da. Dafür sind leider die Comic-Cutscenes für die Flashbacks nicht wirklich in einem attraktiven Stil gehalten, sondern forciert grimdark. Dazu kommt ein passend guter Soundtrack und eine gute englische Synchronisation, die die Sprecher des Vorgängers beibehält, und et voila, technisch überzeugendes Päckchen ist geschnürt.

Fazit:
Ich mag The Witcher, allerdings eckte mir dennoch etwas an, wie altmodisch es teilweise wirkte, wie aufgebläht es erschien. The Witcher 2 mag ein kürzeres Abenteuer sein, doch genau dies ist für mich ein positiver Aspekt, scheint doch alles dadurch moderner, frischer, stromlinienförmiger. Für mich ist der Nachfolger einfach rundum verbessert.

9 von 10 Punkten