- Plattform: PlayStation 2
- Release: 23.10.08 (J), 12.05.09 (US)
Kazuma Kaneko, der nach dem Weggang von Cozy Okada der Schirmherr der MegaTen-Franchise wurde, ist selbst ein großer Fan seines Raidou Kuzunoha. Dementsprechend war es abzusehen, dass es ein weiteres Spiel mit dem Dämonenbeschwörer der alternativen Taisho-Zeitlinie geben würde, auch wenn der enorme Erfolg von Persona 3 und 4 dazu führte, dass Raidou Kuzunoha vs. King Abaddon auf sich warten lies bis die PS2-Ära eigentlich bereits abgelöst war. Deswegen blieb es auch als einziges MegaTen auf der Konsole uns Europäern vorenthalten. Schade, denn in vielen Belangen ist es eine deutliche Verbesserung gegenüber des Vorgängers.
Nicht so sehr in der Handlung allerdings. Wo der Vorgängern viel auf das Reiben von japanischen Traditionen mit der modernen Westernisierung des Landes abspielte, und allgemein alle Schotten für unterhaltsam-überdrehte Pulp-Fiction-Einfälle ließ, gestaltet sich King Abaddon wesentlich bodenständiger, ja gar stärker an der Hauptreihe orientierend. Diesmal geht es um Heuschrecken, die Leuten das Glück entziehen, und wie wiederholtes Unglück zu Verzweiflung und der Suche nach einem Sündenbock führt, sowie King Abaddon, den Abgrund des Unglücks und somit das eventuelle Ende der Welt beschwört. Gut, abgedreht ist das natürlich schon, aber eher auf eine für die Franchise ziemlich gewöhnliche Art und Weise, so richtig schräge Einfälle wie im Vorgänger wird man hier nicht finden. Dafür Luzifer, Gesinnungs-Fragen, die zu verschiedenen Enden führen, und was es sonst so in der Hauptserie noch gibt.
Witz und Charme sind dem Spiel natürlich nicht ganz abgegangen, maßgebend dank der weiterhin soliden Dynamik zwischen dem coolen Raidou, seiner zynischen Katze Gouto und des Detektei-Leiters Narumi. Und natürlich durch die gewohnt schrägen Persönlichkeiten der Dämonen, die diesmal sogar wieder in merkwürdigen Bewerbungsgesprächen auf die eigene Seite gezogen werden. Doch in King Abaddon fehlte mir ein wenig die unbeschwerte Leichtigkeit des Vorgängers, sowie schien das Spiel ab seiner Hälfte über ad nauseam die gleichen Plotpunkte zu wiederholen, statt Neues auf den Tisch zu bringen.
Die Kämpfe finden übrigens weiterhin in separaten und vorgerenderten Kampfbildschirmen statt, netterweise aber schon mal nur noch durch Zufallsbegegnungen in den Dungeons und den Dunklen Gebieten der Hauptstadt, nicht mehr jederzeit und überall auf den öffentlichen Straßen. Diesmal dürfen zwei Dämonen gleichzeitig zur Seite stehen, zudem ist die KI etwas besser, und endlich können sie sogar per Knopfdruck komplett vor den Gegnerattacken geschützt werden. Raidou selbst hat ebenfalls ein paar neue Moves drauf. Allgemein macht dies die Kämpfe um einiges flotter und einfacher, zumal es die extremen Spitzen für einige Bosskämpfe nicht mehr gibt. Individuelle MP-Pools gibt es gar nicht mehr, stattdessen ziehen alle Spezialfähigkeiten aus Raidous Magnetite, die sich jedoch auch über das Treffen von Schwächen schnell wieder auffüllen.
Weniger erfreulich war allerdings, dass auch hier das Thema von Glück und Unglück eine Rolle spielt. Zu Beginn der Auseinandersetzungen wird also nun häufig in einem Roulette eine positive oder negative Eigenschaft gerollt, wobei die positiven selten der Rede wert sind, die negativen aber schon gehörig nerven können. Von der Versiegelung bestimmter Dämonenfamilien bis hin dazu, dass alle Attacken Raidous verfehlen, ist hier alles dabei. Zudem können die besonders fiesen Fiend-Kämpfe jederzeit und überall wo es Zufallsbegegnungen gibt zum Neumond auftauchen, wenn Raidou Unglück hat. Es nervt schon etwas, mitten im Dungeon plötzlich so eine besonders gemeinen Bonuskampf zu haben, oder scheinbar keinen einzigen normalen Kampf mehr flott durchziehen zu können, weil ständig erst mal das Roulette durchrattert.
Auf der technischen Seite hat sich wenig getan. Die Musik ist immer noch ziemlich cool und jazzig angehaucht. Die Grafik immer noch 3D-Modelle auf detailliert-vorgerenderten Hintergründen. Jedoch gibt es hier schon mal wesentlich mehr Dämonen anzusehen als im Vorgänger, mit 170 an der Zahl sogar fast hundert mehr. Darunter auch so einige, die man zum ersten mal in zweifelhaftem Glanz eines 3D-Modells erblicken darf.
Fazit:
Devil Summoner: Raidou Kuzunoha vs. King Abaddon lasse ich mit gemischten Gefühlen hinter mir. Das etwas eckige Gameplay des Vorgängers hat zwar gehörig Feinschliff bekommen, doch störten mich Fiend-Encounter und Glück-System wiederum etwas. Die Handlung ist nicht schlecht, das Spiel hat immer noch Charme, und weiterhin ist es cool mit flatterndem Cape, Kätzchen und Apokalyptischem Reiter unter Jazz-Klängen durch Tokio zu stolzieren, doch vermisste ich ein wenig die abgedrehte Leichtigkeit des ersten Teiles, in Sachen Handlung ist der Nachfolger für mich schon ein Rückschritt. Spaß macht es allemal, aber dadurch ist King Abaddon für mich eben doch nicht eine eindeutige Verbesserung.
7 von 10 Punkten