Legacy of Kain: Soul Reaver 2

  • Plattform: PC
  • Release: 20.11.2001 (J), 30.11.01 (EU)

Nachdem der ursprüngliche Plan die Franchise mit Soul Reaver zu beenden dann doch umgeworfen, und dem vorigen Spiel ein recht überstürztes Cliffhanger-Ende beschert wurde, konnten Spieler zwei Jahre später auf PC und PS2 endlich dem Ende von Raziels Reise beiwohnen.

Raziel ist Kain also durchs Zeitportal gefolgt und kommt in der Feste der Sarafan heraus, wo er prompt vom Zeitlord Möbius empfangen wird. Der meint, wie eigentlich fast jeder NPC in der Franchise, dass sie auf der gleichen Seite stehen, da beide Kain vernichtet sehen wollen, und dass er Raziel dabei helfen kann, wenn der nur tut was ihm gesagt wird. Dass er recht vorsichtig dafür gesorgt hat, dass Raziels Reaver in seiner Nähe nicht funktioniert, und kein Problem damit zu haben scheint, wenn Raziel sich durch seine Sarafan-Anhänger aus der Feste hinaus schnetzeln muss, macht Möbius auch ohne Kains Vorsicht gebietende Worte nicht unbedingt super glaubwürdig. Aber wie immer hat Raziel, egal wie oft er behauptet ihm nicht zu trauen, wenig Möglichkeiten, außer dem vorbestimmten Weg zu folgen.

Soul Reaver 2 macht was die Handlung angeht der Franchise alle Ehre und dann doch wieder nicht ganz. Die Story ist wirklich gut geschrieben, und auch sehr gut vertont, bietet die finale Etappe in der Reise von Raziel, denn seiner kleinen Odyssey wird hier schon ein gewisser Endpunkt gesetzt, wenn auch mit der Erwähnung der Hylden (über die wir hier allerdings nichts wirklich herausfinden) natürlich das übliche Türchen für ein Sequel offen gehalten. Jedoch hat Soul Reaver 2 wenigstens schon mal ein ziemlich eindeutiges Finale, einfach mittendrin aufhören wie sein Vorgänger tut das Spiel nicht.

Aber die Story um Schicksal und Zeitparadoxons ist eben nur dann so richtig geil, wenn sie wirklich endlich ins Laufen kommt, was bei Soul Reaver 2 leider erst auf die finalen ein oder zwei Stunden von den fast zehn Stunden Spielzeit der Fall ist. Hier wird doch merklich, dass das ursprüngliche Konzept für Soul Reaver nicht einfach auf zwei Spiele gesplittet wurde, sondern das erste Soul Reaver ungefähr dort endete, wo es hätte ins Finale gehen sollen, also nachdem es fast schon fertig war. Das führt dazu, dass Soul Reaver 2 für den Großteil seiner acht bis zehn Stunden Spielzeit leere Luft tritt, schlichtweg Zeit zu schinden scheint, bevor es zum wahren Ende kommen kann. Auf seiner Reise durch die Zeitebenen von Nosgoth wird Raziel auf viele NPCs treffen, die meisten davon bekannte Gesichter, die auch lang und geschwollene Reden halten, jedoch deren Aussagekraft häufig nahe der Null tendiert. Letztendlich, wie in der Franchise üblich, behauptet einfach jeder die Wahrheit zu sagen, und das allen anderen zu misstrauen ist, damit Raziel hoffentlich das tut, was sie ihm sagen. Während Raziel alles hinterfragt, letztendlich aber doch alles macht, und nie herausfindet, wer nun wirklich auf seiner Seite ist, oder ob überhaupt jemandem getraut werden kann.

Leider merkt man auch der Welt an, dass dies hier ursprünglich nur die letzte Etappe eines Spieles hätte sein sollen. Die Reaver-Schmieden, die am besten mental mit den Tempeln in den Zelda-Teilen parallel gesetzt werden, sind gut durchdesignt und mit mehr oder weniger cleveren Puzzeln bestückt. Selbst die finale Schmiede, die tatsächlich nur aus einem Raum besteht, sieht von ihrer Architektur her super aus, und selbst hier wurde sich was einfallen lassen um trotzdem ein vollständiges Puzzle zu bieten. Die umliegenden Lande dazwischen hingegen sind extrem linear und meist nicht weiterhin interessant anzusehen, zudem wird wiederholt durch die gleichen Gebiete gerannt, nur leicht verändert in den verschiedenen Zeitebenen.

Das Hack ’n Slash Kampfsystem war in der Reihe noch nie sonderlich ausgeklügelt, jedoch versucht Soul Reaver 2 erneut dies etwas auszubauen. Es kann endlich ordentlich – zeitlich richtiges Timing vorausgesetzt – geblockt und gedodged werden, während neben den Klauen und dem zweischneidigen Reaver normale Schwerter und Speere für unterschiedliches Kombo-Handling bereit stehen. Wobei das alles erneut nicht zu schwer ist, mit einer schnellen Waffe nämlich zwei leichte und einen schweren Hieb zu kombinieren, funktioniert bei fast allen Gegnern, abgesehen von den sehr nervigen Dämonen gegen Ende des Spieles. Wenn keine Barrieren aufgebaut wurden bin ich ehrlich gesagt wieder um viele Gegner herumgerannt, statt mich mit ihnen auseinander zu setzen, gerade auf jenen Endspurt hin. Jedoch ist es sowieso nicht so, dass Raziel wirklich sterben könnte, so als Zombie der lediglich kurzzeitig in die Geisterebenen übergeht, und dort nur ein Portal zurück finden muss.

Optik und Akustik hab ich genau genommen bereits erwähnt, hier noch mal kurz in der Übersicht: Vertonung ist wie immer richtig gut geraten (Englisches Voice Acting vorausgesetzt), während das Weltendesign ein zweischneidiges Schwert ist, je nachdem ob man in den gotischen Innenräumen oder den langweiligen Außenwelt-Schläuchen ist.

Fazit:
Soul Reaver 2 ist auf jeden Fall spielenswert, alleinig deswegen, weil die gutgeschriebene Geschichte um Raziel hier ein Ende findet. Schade ist allerdings schon etwas, dass dies hier nicht etwas besser hinterfüttert wurde, und stattdessen viel vom Spiel wie luftleerer Filler wirkt, bis endlich das Finale eingeläutet werden kann.

6 von 10 Punkten