- Plattform: PlayStation 2
- Release: 27.01.05 (J), 11.10.05 (US), 02.03.07 (EU)
Nach einer Wartezeit von ca. 6 Monaten, bzw. ungefähre einem mehr hier in Europa, war es also soweit, und Spieler von Digital Devil Saga konnten im Nachfolger endlich die Antworten auf alle ihre Fragen erspielen. Was hat es mit dem Schrottplatz und Nirwana auf sich? Wer waren wir früher? Warum ist Sera so wichtig? Wieso kann uns keiner leiden? Wer ist Angel? Und was hat es mit der mysteriösen schwarzen Katze auf sich, die nichts tut, aber alles beobachtet? Koreaner hatten es übrigens sogar etwas besser, die beiden Spiele sind dort nämlich direkt zusammen herausgekommen, keine Wartezeit nötig.
Einige jener Antworten gibt es sofort in mehreren Cutscenes in einem großen Expositions-Berg zu Beginn des Spieles. Nirwana ist kein Paradies, sondern unsere Welt in der Postapokalypse, nachdem mit der Sonne etwas schief gelaufen ist, so dass sie nun tödliche Strahlen aussendet. Ein Leben ist nur noch im Untergrund oder für wenige Privilegierte der Karma Society in einer Stadt unter einer Glaskuppel möglich.
Der Schrottplatz war ein Experiment der Karma Society, eine VR-Umgebung, in der aus Daten zusammen programmierte Subjekte gegeneinander in den Kampf ziehen sollten. Irgendwie haben wir es allerdings am Ende des ersten Teiles geschafft von jener virtuellen Welt aus in die Realität als echt existente Menschen zu wechseln. Die sich weiterhin in Dämonen verwandeln können, was jedoch auch den Anhängern der Karma Society möglich ist, um überleben zu können, während die Untergrund-Kämpfer gutes Futter abgeben. Ziel Nummer 1 auf unserem Plan ist also, uns die Unterstützung der Widerstandsbewegung zu sichern, und mit ihnen Sera aus den Klauen der Karma Society zu retten.
Während Digital Devil Saga sozusagen, trotz ein oder zwei Offenbarungen gegen Ende hin, die Question Arc des Doppelspieles ist, so stellt Digital Devil Saga 2 definitiv die Answer Arc da. Zu Beginn, zum Ende, teilweise mittendrin, und auf jeden Fall zwischen zwei Dungeons, gibt es diverse Gespräche und Cutscenes, die alle viele Infos parat halten. Nachdem der erste Teil einen lange im Dunkeln hat tappen lassen, und trotz präsenter Handlung und Cutscenes definitiv nicht viel klar gesagt hat, zieht DDS2 hier stark an und bietet fast am laufenden Bande Neuigkeiten und Storyentwicklungen. Einige davon sind vorhersehbar, einige andere hingegen mehr als überraschend und verquer. Interessant bleibt es also auf jeden Fall. Für Langzeit-Serien-Verfolger ist übrigens auch interessant, wie viel doch an die Hauptserie erinnert. Das Dämonen aus Daten bestehen ist definitiv aus dem Akronym-teilenden Digital Devil Story entnommen, und es gibt auf jeden Fall einen Charakter dessen Ausrichtung Law und einer dessen Ausrichtung Chaos in den Beweggründen ist. Etwas untypisch für die Hauptserie und eher Persona-orientiet ist hingegen das viele Gerede der Truppe über die unzerstörbare Freundschaftsbande zwischen ihnen und ähnliches heroisches Getue.
Am Gameplay hat sich eher wenig geändert, wir sind aber auch theoretisch immer noch im gleichen Spiel. Wobei die Charaktere schon bei Level 1 und ohne Skills beginnen, was jedoch definitiv narrativ Sinn macht, da sie im Prinzip in eine komplett andere Welt wiedergeboren wurden. Hier hat sich übrigens das Mantra-Erlernen leicht verändert. Immer noch werden sie zuerst gekauft und dann mit Kampferfahrung langsam gelernt, immer noch bleiben alle immer erlernt und können jederzeit auf die 4-8 Skill-Slots gesetzt werden. Allerdings gibt es nun nicht mehr den vergleichsweise geradlinigen Baum mit einigen Abzweigungen, sondern ein ganzes Brett ähnlich FFX und XII, bei dem sich von der Mitte ausgehend frei in alle Richtungen bewegt werden kann.
Zudem ist neu, dass die Charaktere nun Ausrüstung anziehen können, wenn auch nur auf einen Ring-Slot mit einigen Boosts beschränkt bleibend. Und sie können sich in eine Berserker-Form verwandeln, was nicht manuell steuerbar ist, in der sie besonders stark austeilen und anschließend mehr Kampfbelohnungen einsacken, jedoch miserable Defensive und Trefferquote aufweisen, somit schnell selbst tot am Boden liegen können.
Denn selbstverständlich ist das Press-Turn-System wieder ausschlaggebend im Kampf. Wodurch die Schwäche eines Gegners auszunutzen oder einen Critical auszuteilen eine Bonusaktion offeriert, dessen Stärke zu zaubern oder daneben zu schlagen jedoch Aktionen der Runde negiert. Gleiches gilt natürlich für die Gegner, weswegen eine gute Vorbereitung auf das Dungeon und dessen manchmal fast Puzzle-Bosse mehr als wichtig ist, um eine gute Zeit mit ihnen zu haben. Durch die weiterhin human gesetzten Speicher-/Heilpunkte ist ein etwaiger Retry immerhin nie mit viel Nacharbeit verbunden, trotz vergleichsweise langer Dungeons mit erneut moderat häufigem Einsatz von Umgebungspuzzlen. Die mir diesmal allerdings etwas mehr auf den Keks gingen, muss ich zugeben. Die Verfolgungsjagd mit dem Gefängniswärter beispielsweise oder so einige der diversen Gimmicks im Finaldungeon sind eher nervig als auflockernd gewesen. Ebenfalls mehr auf die nervige Seite der Dinge fällt, dass DDS2 einen Faible dazu hat dem Spieler einfach für weite Strecken gewisse Charaktere zu nehmen, so dass eventuell entsprechend schwache nachgelevelt/-skilled werden müssen, nur um jene vielleicht kurz später ebenso weggenommen zu bekommen.
Grafisch hat sich natürlich nichts geändert, das Cel Shading sieht weiterhin trotz des Alters des Spieles gut aus, diesmal gibt es etwas mehr Farbe, wobei thematisch immer noch alles eher gemuted ist. Die Sprachausgabe ist zum Großteil gut bis sehr gut, und der Soundtrack, der diesmal starke Einschläge des späteren Devil Summoner und Persona aufweist, ist sowieso geil.
Fazit:
Der zweite Teil der Saga um die Digital Devils konnte mich ebenso überzeugen wie die erste Hälfte. Ist ja im Prinzip auch das gleiche Spiel nur diesmal mit allen Auflösungen zur Storyline. Ich hätte es fast sogar etwas launiger und besser als den Erstlinge befunden, wenn es sich das nicht durch ein paar echt nervige Rätsel in den Dungeons und dem unerwarteten Eliminieren diverser Partymitglieder etwas wieder genommen hätte, somit wieder ungefähr gleich auf fällt.
8 von 10 Punkten