- Plattform: Nintendo DS
- Release: 27.08.2009 (J)
In Japan gab es eine Weile einen Boom an Casual Horror, der ähnlich den westlichen Indie Horror Games der Zeit wenig spielerisch offerierte, sondern eher simpel und kurz geraten leichte Gänsehautstimmung versprach, in dem der Spieler von Jump Scares malträtiert oder von einem blassen Antagonisten einen Gang entlang gejagt wurde. Darunter fiel auch Nanashi no Game von Square Enix auf dem DS, dem mit Nanashi no Game: Me sogar ein Sequel spendiert wurde.
Das blasse Mädchen mit dem ins Gesicht gekämmten langen schwarzen Haar zu erlösen scheint doch den Fluch nicht beendet zu haben. Denn ein neuer Student bekommt ganz wie jener aus dem Vorgänger von seinem Freund das Spiel mit dem glitchigen Namen auf den DS geladen, kurz darauf taucht besagter Freund nicht mehr in der Uni auf. Also schickt erneut die Freundin der beiden den Protagonisten in dessen Apartment, wo der nur die vom Fluch erledigte Leicht auffindet, sowie dessen DS ein Mädchengeist entsteigt. Nun muss mit viel Rat und wenig Tat des Professors fürs Okkulte in den nächsten 7 Tagen eine Lösung der Misere gefunden werden, wenn man nicht genauso enden will.
Es ist schon erstaunlich wie sehr sich die beiden Spiele ähneln. Nanashi no Game: Me bietet zwar neue Charaktere auf, die allerdings alle genau gleich denen aus dem Vorgänger sind, die gleichen Rollen übernehmen, und auch die Geschichte hat zum Großteil die gleichen Beats, auch wenn der Auslöser des Fluches nicht mehr eine Familientragödie ist, sondern ein Drama zwischen drei Freunden.
Am Spielverlauf an sich hat sich ebenfalls nicht viel geändert. Über die knappe Woche hinweg beginnt jeder Tag mit einem kurzen Gespräch mit den involvierten Charakteren, dann geht es in ein Einsatzgebiet. Hier wird nun durch die Straßen oder Gänge gegeistert, bis ein Geist auftaucht und sich das verfluchte 8bit RPG meldet. In dem mit Voranschreiten immer mehr mit Glitches durchzogenen Spiel offenbaren sich nicht nur immer größere Gräuel, die der Hintergrundgeschichte um den Fluch mehr Futter geben, sondern wird auch ein Weg gefunden, um sich um den Geist zu puzzeln. Am Ende des Stages einen weiteren Hinweis aufs Mysterium um den blassen Mädchengeist aufgelesen, und der Tag ist beendet.
Was allerdings neu ist, und was dem Spiel seinen Untertitel gibt, ist das linke Auge des Protagonisten. In jenes hat der Mädchengeist zu Beginn nämlich einfach mal beherzt hineingegriffen. Seither macht es einen auf Radio aus Silent Hill, wann immer ein Gegner in der Nähe, und je nachdem wie weit weg diese Nähe zu beurteilen ist, legt sich ein stärker werdendes Störsignal über den linken Bildschirm des im Buchformat gehaltenen DS. Das bringt schon mal den Vorteil mit sich, dass nicht mehr wie im Vorgänger unsicher ist, wie weit der Geist entfernt ist, und ob er dem Protagonisten überhaupt noch auf den Versen hängt, jetzt ist dies nämlich immer gut visualisiert. Zudem sind auf diesem Auge besondere spirituelle Markierungen in der Welt sichtbar, die das verfluchte Spiel aktivieren.
Denn genau genommen ist es zum Großteil nicht mehr so, dass wie im Vorgänger die Geister einfach hinterm Charakter auftauchen und nun einen geradlinigen Gang vor ihnen davongelaufen wird. Stattdessen stehen oder patrouillieren die Gespenster mitten im Weg herum, folgen höchstens wenn ihnen zu nahe gekommen wird. Über das Einschalten in das aktivierte RPG und dem Lösen einer offensichtlichen Aufgabe dort, wird erst ein Weg um sie herum gefunden, um in der Realität weiterkommen zu können. Eigentlich ist Nanashi no Game: Me immer noch sehr einfach und geradlinig aufgebaut, aber auf diese Art und Weise spielt sich die Angelegenheit weniger schal, sondern fühlt man sich als Spieler viel aktiver partizipierend und scheinen sowohl die reale wie die DS-Welt im Spiel stärker miteinander verknüpft. Außerdem bieten einige Tage mehrere Lokalitäten, von denen ausgewählt werden kann, welche jetzt untersucht werden soll. Und erwischt ein Geist einen, sind die nahen Checkpoints wesentlich netter gesetzt als bisher.
Diese Störung im Auge ist der unheimlichen Atmosphäre übrigens nicht abträglich, sondern führt direkt zu einer unterschwelligen Angespanntheit, sobald es langsam anzufangen beginnt, statt das die Geister komplett aus dem Nichts erscheinen. Für effektive Jump Scares bleiben immer noch plötzlich umfallende Büsten, gegen Scheiben spritzendes Blut usw. Atmosphärischer Sound, kompetentes 3D, mehr braucht es hier nicht.
Fazit:
Natürlich ist Nanashi no Game: Me seinem Vorgänger viel zu ähnlich, um nicht weiterhin ein sehr kurzes und simples Horror-Adventure zu sein, welches spielerisch etwas Schwachbrüstig daher kommt. Doch die Atmosphäre ist gewohnt gut, und diesmal verbirgt es seine Schwachstellen etwas besser, da es die beiden Welten stärker miteinander zu verbinden und dem Spieler mehr zu tun gibt. Es ist definitiv ein verbesserter Nachfolger.
7 von 10 Punkten