Final Fantasy XV

  • Plattform: PlayStation 4
  • Release: 29.11.2016 (JP, US, EU)

I ask not that you guide my wayward son. Just stay by his side

Zu PS3 Zeiten war bei SquareEnix echt der Wurm drin was das zeitige Release ihrer hochprofilierten Ankündigungen anging. Das früh vage für die Plattform angedeutete „Kingdom Hearts III“ beispielsweise wurde dann doch erst hochoffiziell in 2013 angekündigt, ist mittlerweile auf die PS4 gerutscht, und mit Stand Mitte 2018 immer noch nicht erschienen. Das 2009 vorgestellte „Final Fantasy XIV“ erblickte tatsächlich wie geplant Ende 2010 das Licht der Welt, und war eine absolut unfertige Fehlgeburt, die über die nächsten 3 Jahre erst Mal zu „A Realm Reborn“ in ein anständiges Produkt gewandelt werden musste. Und „Final Fantasy XIII“?

Das wurde 2006 direkt als Drei-Spiele-Großprojekt in der „Fabula Nova Crystallis“ anberaumt. „Final Fantasy XIII“ kam drei Jahre später raus, viel Kritik ob seiner Linearität einsteckend. Besserung für „Agito XIII“ und „Versus XIII“ wurde geschworen. Ersteres kam erst 2011 als „Final Fantasy Type-0“ auf die PSP, während „Versus XIII“ nach Teamwechseln ebenfalls umbenannt sogar nach 2017 und auf die PS4 wanderte: Jetzt als nächster Hauptteil „Final Fantasy XV“.

I. I got muscle, you just can’t see it: Handlung und Charaktere

König Regis schickt seinen Sohn Noctis zusammen mit den drei Leibwachen und guten Freunden Prompto (der Idiot der Truppe), Ignis (der Smarte der Gruppe) und Gladiolus (der Muskel der Band) auf einen Road Trip, an dessen Ende die Zwangsheirat mit Lunafreya steht. Das macht Regis allerdings nicht nur, weil es ihn besorgt, dass sein einziger Thronfolger zu viel mit attraktiven Männern rumhängt, und um Enkelkinder bangend auf den Pfad der Heteronormalität zurückgeleiten will. Dafür wäre so ein verschwitzter Camping-Ausflug in die umliegende Wüste ganz alleine mit jenen auch eher kontraproduktiv.

Denn das Imperium Niflheim macht das, was ein Imperium in solchen Geschichten in der Regel veranstaltet: Fies den Schnäuzer Zwirbeln und dabei andere Länder unterjochen. Doch die royale Stadt Insomnia, Zentrum von Regis Königreich Lucis, können sie nicht einnehmen, weil der dortige Kristall die Stadt mit einem Schutzwall umgibt. So richtig gut steht Lucis allerdings im Krieg gegen Niflheim auch nicht dar, und die Kraft des Kristalls zehrt an Regis. Deswegen hat er sich dazu entschlossen, die Friedensbedingungen Niflheims zu akzeptieren, wozu die Kondition gehört, dass Prinz Noctis mit Lunafreya, Prinzessin des bereits vor geraumer Zeit eingenommenen Tenebrae, verheiratet wird.

Nur macht Niflheim dann genau das, was ein Imperium in diesen Geschichten gern macht, und hält sich nicht an die Bedingungen. Sobald deren Delegation in Insomnia eintrifft, entbricht ein Kampf, und die Stadt geht unter. Noctis erfährt davon in einem Resort weit entfernt. Nun liegt es an ihm mächtige Pakte mit den Bestia zu schließen und die royalen Waffen einzusammeln, um sich Niflheim entgegenstellen zu können.

Das ist in „Final Fantasy XV“ übrigens wesentlich weniger kohärent erzählt, und wird über den weiteren Spielverlauf auch nicht besser. Wer genau wissen will, was sich in der Nacht, in der Insomnia gefallen ist, wirklich zugetragen hat, darf sich beispielsweise den CGI-Film „Kingsglaive“ anschauen. Wer wissen will, wie sich die Boy Band ursprünglich angefreundet hat, muss zu den Anime-Minisodes „Brotherhood“ greifen. Wenn einer der drei Freunde von Noctis plötzlich für ein Kapitel aus „Final Fantasy XV“ verschwindet, und anschließend wieder auftaucht als wäre nichts gewesen, soll sich die Lücke mit dem Erstehen der Episoden-DLC auffüllen. Ach ja, dies wäre wohl noch wichtig zu erwähnen: Von mir gespielt ist das Original-Release von „Final Fantasy XV“, nicht die erweiterte „Royal Edition“.

Die Teile der Handlung, die sich doch ins Endprodukt von Vanilla „Final Fantasy XV“ verirrt haben, sind häufig sehr fragmentiert und es nicht komplett klar, wo der logische Leitfaden von Szene A zu B zu C ist. Zumindest ab Kapitel 9. Als Gimmick ist „Final Fantasy XV“ nämlich in 15 Kapitel unterteilt, von denen in den ersten 8 jeweils ungefähr 5 Minuten Handlung steckt, während man sich in der Open World verlustieren darf. Ab Kapitel 9 zieht die Handlung dafür voll an, wobei sie immer noch absolut kurz und abgehackt ausfällt. Und immer weniger Sinn zu ergeben scheint; die Motivation von Niflheim weitestgehend nebulös bleibt; und Charaktere ohne Präsenz oder Charakterisierung tragische Schicksale erleiden dürfen, um die sich schwer geschert werden kann; während die Haupthandlung zusehends an Stringenz verliert und spätestens im schrecklichen Kapitel 11 komplett verunglückt.

Zwei gute Beispiele hierfür kommen in Form des Geschwisterpaares Ravus und Lunafreya. Hätte Ravus nicht ein Design, das eindeutig nach wichtigem Charakter schreien würde, und wäre er in „Kingsglaive“ nicht wichtig gewesen, ich hätte nicht gewusst, was der hier überhaupt zu suchen hat. Der Kerl bekommt absolut nichts zu tun, wird äußerst sporadisch über den Bildschirm geschoben, und am Ende unzeremoniell tot aufgefunden, während ein lapidar eingestreuter Flashback erzählen muss, dass er Noctis helfen wollte. Obwohl er in „Kingsglaive“ eindeutig gegen die Königsfamilie Lucis stand. In einem kompetenten RPG wäre Ravus ein anfänglicher Antagonist gewesen, der wegen dramatischer Ereignisse von Kapitel 9 (die für ihn wichtig sein sollten, „Final Fantasy XV“ allerdings keinerlei Reaktionsszene mit ihm einbaut) die Seiten wechseln würde. Aber im Hauptspiel an sich ist er eine absolute Unperson.

Lunafreya und Noctis sind hingegen angeblich tatsächlich scharf aufeinander. Eine weitere Sache, die „Final Fantasy XV“ kurz in einem deplatzierten Flashback erzählt, von einer Person, die gar nicht anwesend war, aber nie wirklich glaubhaft rüberbringt. Die beiden waren Kindheitsfreunde und haben sich 12 Jahre nicht mehr gesehen, nur über Briefe kommuniziert. Abgesehen von Kindheitserinnerungen sind die beiden von kurzen Minuten in einer einzelnen Szene über den kompletten Spielverlauf nie zusammen zu sehen, Lunafreya wie alle Charaktere, die nicht zu den vier Boytoys zählen, nur für sporadische Cutscenes herausgeholt, und bringt es bestimmt nicht auf über eine halbe Stunde Screentime, wenn man alle zusammenrechnet. Dann hat die arme auch noch vom Script überhaupt keine echten Dialoge eingebaut bekommen, sondern spricht ständig nur aussagelos-luftig von Schicksalen und Bürden, so dass es gar so wirkt, als wäre Noctis nur eine Verpflichtung für sie. Chemie ist anders.

Umso krasser, wenn man im Gegensatz dazu die Interaktionen der vier Jungs untereinander heranzieht. Die Freundschaft unter den Pretty Boys ist so ziemlich der einzige emotionale Kern der Geschichte, und eine der wenigen Dinge, die von Anfang bis Ende funktionieren. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass ich gut 40 Stunden in Sidequests verbracht hatte. Wer nur das Nötigste macht und in 10 Stunden durch die Hauptstory gehechtet ist, hat eventuell weniger Bezug zu ihnen. Doch gerade die vielen dämlichen Sprüche untereinander, die merkwürdigen Camping-Gepflogenheiten, all das funktioniert absolut. Wo „Final Fantasy XV“ schwerlich ein Bein auf den Boden bekommt, wann immer es sich der seriösen Haupthandlung widmen will, so charmant kann es sein, wann immer es den Spieler einfach den dämlichen Road Trip folgen lässt. Ob nun der liebenswerte Idiot Prompto einfach mal die Siegesfanfare oder das Chocobo-Thema trällert, mitten im Kampf Selfies schießt, Gladiolus Noctis ob seiner fehlenden Muskulatur disst, oder Ignis mit schlichtem Camping-Equipment absoluten Food Porn fabriziert – die Jungs untereinander sind einfach herzallerliebst und der einzige Teil im dramatischen Finale des Spieles, welcher nahegeht.

II: I want to ride my chocobo all day: Die Open World

Wie bereits erwähnt füllt sich die erste Hälfte des Spieles eher weniger mit Handlung, und lässt einem stattdessen lieber Zeit sich in der Open World zu vergnügen. Was sich natürlich prompt aneinander reibt. Zum einen ist jemand, der hier viel unternimmt, im späteren Spielverlauf auf einem hoffnungslos hohen Level, welches den Rest des Spieles trivialisiert. Und auf der anderen Seite versucht „Final Fantasy XV“ in den Handlungs-intensiven Kapiteln weiterhin eine Möglichkeit zu finden, die verpassten Nebenaufgaben erfüllen zu können, was schräge Auswüchse annehmen kann.

Aber die Open World an sich. Was eine… dröge Welt. Der Großteil ist Wüstenlandschaft und Waldgebiet, mit einem Auswuchs Dschungel an einem, oder einer Küstenregion am anderen Ende. Coole Orte lassen sich an einer Hand abzählen, die im Werkunterricht bereits Finger gelassen hat. Ein Großteil hingegen ist Füllmaterial. Macht die Welt eventuell realistischer, denn in Wirklichkeit kommt eben nicht alle hundert Meter ein Monument, aber ein wenig langweilig ist sie schon. Wenn dagegengehalten wird, wie hübsch die ebenfalls große Welt von „Final Fantasy XII“ war, welches es ebenfalls schafft, sie als lebendig zu verkaufen, ist das hier etwas lieblos.

Im Übrigen gibt es genau zwei frei begehbare Städte in ihr. Damit haben die Entwickler gerade noch so das frühe Versprechen zu Zeiten des endlos nicht erscheinenden „Versus XIII“ gehalten, dass es ‚mehrere echte‘ Städte geben wird, statt wie in „Final Fantasy XIII“ gar keine. Viel ist das natürlich immer noch nicht.

Dennoch muss ich eingestehen, dass ich durchaus zunächst gut damit unterhalten war, einfach stupide hin und her zu cruisen und Quests zu erledigen. Die Monsterhunts jetzt vielleicht ziemlich bald eher weniger, weil die Level-Angaben zu ihnen scheinbar komplett zufällig gewürfelt wurden, und sie mall pisseinfach und mal viel zu schwer sind. Aber den vielen grellgelben Ausrufezeichen auf der Karte zu folgen, hinter derer sich NPCs verbergen, die wie üblich keinen Brief an den unmittelbaren Nachbarn selbst austragen können, war auf eine niedere Art und Weise schon gefällig.

Vielleicht auch, weil sich wie bereits erwähnt hier die vielen unnötigen aber sympathischen Einfälle verstecken, die so charmant sind, allerdings die Zeit sie zu entwickeln vielleicht besser in ein leereres aber kompetenter gemachtes Hauptspiel investiert worden wäre. So können optionale royale Waffen aus den Königsgräbern geholt werden, Noctis an jedem Pier fischen, Promptos Schnappschüsse manuell geschossen und beim Campen die besten rausgesucht werden, Ignis neue Rezepte für seine Stat-Boost-Gerichte finden, das eigene Auto aufgemotzt werden, während der Fahrt werden klassische FF-Tunes angemacht etc. pp. Dazu die überraschend vielen und teilweise stark Situationsbedingten Kommentare der Best Bois untereinander – definitiv unterhaltsam.

Oder war es zumindest für mich, zumindest zu Beginn. Bis viele kleine Nervfaktoren, wie die ungenauen Quest-Marker, unglaubwürdigen Level-Ratschläge oder unübersichtliches Kampfgeschehen sich in späteren, anstrengenderen Quest, zu häufen begonnen, und mir die Lust nach und nach mehr raubten. Aber 52 Stunden in ein Spiel zu investieren, dessen Haupthandlung davon sicherlich maximal 10 eingenommen hat, spricht dennoch zunächst für sich.

III. I’ve come up with a new recipe!: Kämpfe und Systeme

„Final Fantasy XV“ ist ein Action-RPG, auf den Gegner warten ist nicht mehr, sondern es wird wild und übergangslos direkt in der aktuellen Umgebung um sich geprügelt. Als Spieler übernimmt man dabei die Rolle von Noctis, der auf dem Waffenrad des Steuerkreuzes vier Formen der Attacke legen kann. Theoretisch auch vier Mal die gleiche, dies macht jedoch wenig Sinn. Denn die Gegner sind gegen die unterschiedlichen Waffenarten wie Speere, Schwerter, Pistolen etc. schwach oder stark, genau wie gegen die drei Magietypen Eis, Feuer und Blitz. Es lohnt sich also dort verschiedene unterzubringen, um schnell wechseln zu können.

Die Magien funktionieren übrigens etwas unerwartet. Gesammelt werden sie, in dem Noctis sie etwas wie in „Final Fantasy VIII“ von diversen Punkten in der Landschaft zieht, in der Regel nahe den Campingplätzen beheimatet. Nun ist allerdings nur die elementare Energie im Gepäck. Je nachdem, wie die drei Sorten miteinander gemischt und ob Items eingesetzt werden, wird daraus dann erst der Zauberspruch Fire, Fira, Firaga, Blizzara etc. Dies sind aufbrauchbare Gegenstände – im Kampf geworfen und ein Feuerzauber weniger ist in Reserve. Magiepunkte werden stattdessen für Noctis Warpattacken genutzt.

Wann immer der Prinz in Gefahr ist, kann man ihn nämlich über einen Warpsprung in Sicherheit bringen und via Schwert an Felswände hängen oder hinter Steinen in Deckung gehen lassen, um die HP zu regenerieren. Dies braucht genau wie Distanz überbrückende Warpattacken auf die Gegner allerdings die MP-Leiste auf. Selbst wenn Noctis oder einer seiner KI-gesteuerten Mitstreiter auf 0 HP stürzt, ist es noch nicht vorüber, mit einem beherzten Schuldklopfer vorm Auslaufen eines Timers können sie jederzeit wieder in den aktiven Kampf geholt werden. Game Over ist, außerhalb von optionalen Monstern, ein in „Final Fantasy XV“ selten gesehenes Phänomen. Wenn nicht sowieso auf Easy Mode gestellt wird, wo Carbuncel den Prinzen automatisch nach dem Ableben wiederbelebt.

Es gibt dabei weitere Feinheiten des Kampfsystems, wie starke Blindsight-Attacken, sollte der Gegner von hinten eine draufbekommen. Die drei Mitstreiter können diverse Skills einsetzen, oder auch einfach nur nach einem gut sitzenden Schlag von Noctis mit einer Gruppenattacke kommen. Rechtzeitig geblockte Angriffe führen zu einem Konterschlag.

All das auch auszuführen ist hingegen nicht immer so einfach, weil visuell die Kämpfe gelinde gesagt ein heilloses Durcheinander von Partikeleffekten und Gliedmaßen sind. Da Noctis sowieso dauerhaft das nächste Ziel attackiert, solange der passende Knopf gehalten bleibt, und ein QTE zum Blocken und Kontern auf dem Bildschirm erscheint, kann der Rest des Geschehens in den normalen Kämpfen allerdings auch schlichtweg ignoriert werden. Das ist natürlich schon eine ziemlich wenig involvierte Spielweise, und ich hatte mir ehrlich gesagt dann schon gleich lieber die Gambits von „Final Fantasy XII“ zurückgewünscht, durch welche die Charaktere von sich aus kämpfen.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich hierbei jedoch die Bosskämpfe, vorrangig jene gegen die Summons. „Final Fantasy XV“ versucht sich hier an spektakulären Stage-Setting-Momenten, wie sie unter anderem aus „God of War“ und „Uncharted“ bekannt sind. Meist ist in solchen die Interaktion stark eingeschränkt, damit das Spektakel wie geplant ablaufen kann. In „Final Fantasy XV“ funktionieren sie mal gar nicht. Die Sequenzen sind zu lang, Interkation nicht mal halbwegs versteckt kaum vorhanden. Gerade die Auseinandersetzung mit Leviathan ist ein absolutes Lowlight des Spieles.

Ausrüstung und Summons sind ebenfalls ziemlich minimalistisch untergebracht. So kann jeder Charakter ein Accessoire ausrüsten – später auch bis zu drei. Das war es neben den verschiedenen Waffen aber auch schon. Beschwörungen kommen unter gewissen Bedingungen, jedoch unzuverlässig zufällig, als Option auf, die einen Kampf dann jedoch auch sofort beenden. Charakterentwicklung läuft neben Level Ups noch über ein Skillbrett, welches neben mehr Equipment-Slots, zusätzliche Status-Boosts, und neuen Charakterskills, auch die unnötigeren Dinge wie Promptos Fotokünste oder Noctis Fischertalent aufbessert.

Level ups sind übrigens nicht sofort gültig, sondern geschehen erst bei einer Übernachtung. Da die Qualität der Unterkunft zudem einen Multiplikator aufweisen kann, bietet es sich also gegebenenfalls an, zunächst viele Quests zu erledigen, und dann teuer zu übernachten, um alle zwischenzeitlich angehäuften Erfahrungspunkte möglichst nützlich einzusetzen. Sofern es nicht stört, dass die vier verwöhnten Jungs sich anfangen zu beschweren, wenn sie eine Woche ohne Schlaf auskommen mussten und von oben bis unten eingesaut sind.

IV. Out of my chair jester, the king sits here: Die Technik

Optisch habe ich mich bereits darüber ausgelassen, dass das Design der Welt nicht immer ein Hit ist. Abgesehen davon macht „Final Fantasy XV“ allerdings Serien-üblich nicht viel falsch. Und es gibt auch schöne Orte, wie beispielsweise deren Version von Venedig mit Gondeln und Kanälen. Die Summons sind ebenfalls sehr beeindruckende Titanen. Die eingestreuten FMVs sehr gut dirigiert. Über die merkwürdigen Animationen zweier weiblicher Charaktere, die versuchen jederzeit möglichst viel ihrer Oberweite ins Bild zu bekommen, und dabei leicht spastisch wirken, lässt sich wieder streiten. Gerade die vier Kerle, also die einzig wichtige Komponente des Spieles, sind nicht nur attraktiv designt, sondern auch durchweg mit vielen glaubwürdigen Animationen für jede Lebenslage ausgestattet.

Hilfreich war hier sicherlich auch, dass Roberto Ferrari die zunächst eher langweiligen Nomura-Designs von „Versus XIII“ noch mal durch seine eigene Feder wiedergeben konnte, so dass ihnen doch gerade im Gesicht etwas mehr Persönlichkeit gegeben wurde, statt komplett wie Mannequins zu wirken.

Einen merkwürdigen Auswuchs will ich dann allerdings nicht unerwähnt lassen. Und zwar kam es an zwei Stellen im Spiel zu merklichen, wenn auch nicht den Verlauf störenden, Einbrüchen bei der Framerate. Was dies so seltsam macht ist, dass die eine Situation die Erkundung eines Zuges war, die andere wenn Nocits sich in Kapitel 13 alleine durch endlose und unspektakuläre Schlauchlevels schlagen muss. Man sollte meinen gerade hier gäbe es gar keine Probleme, weil nicht viel angezeigt werden muss.

Die Musik des Spieles kann schon alleine deswegen kein Totalausfall sein, weil wie bereits erwähnt fleißig die BGM von vorigen „Final-Fantasy“-Spielen sowohl im Auto als auch über MP3-Player bei der Landschaftserkundung im Hintergrund läuft. Die Musik für „Final Fantasy XV“ ist allerdings auch alles andere als schlecht, nur gerade wenn man jene klassischen Melodien im Direktvergleich hat, etwas gegen sie abfallend. Ich zumindest erinnere mich bereits nicht mehr an allzu viele Stücke aus dem Spiel, obwohl sie mir während des Spielens nie negativ aufgefallen sind.

Ihr Einsatz teilweise allerdings schon. Gerade im Finale im zerstörten Insomnia beweist das Spiel hier gute wie schlechte Seiten. Der grundsätzliche Einfall ist sehr atmosphärisch: Es läuft nur eine leise traurige Melodie im Hintergrund, während sich die Jungs immer mal wieder über ihr Leben in der ehemals belebten Stadt unterhalten. Doch alle paar Schritte kommt es zu einem Gegnerkampf, in dem die normale natürlich thematisch aufpumpende Kampfmusik ertönt, und dies wieder zunichtemacht. Stattdessen hätte man die Stadt-BGM weiterlaufen lassen sollen. Gratulation hingegen zur Wahl von Stand by Me für Opening und Ending, wo das Lied perfekt hinpasst.

An der englischen Sprachausgabe gibt es überhaupt nichts zu meckern, sie ist ein weiterer jener wenigen Punkte, die das komplette Spiel über funktionieren. Die vier Hauptakteure geben in ihren Interaktionen, egal nach welches Emotion gefragt ist, wirklich alles, und selbst die Sprecherin von Lunafreya verkauft das schreckliche Script überzeugend.

V. Not looking so good, Prince Charmless: Versionen und DLC

Wie zu Beginn angeklungen basiert diese Rezession auf dem Original-Release von „Final Fantasy XV“. Allerdings mit dem mittlerweile erschienenen 1.24 Update, welches beispielsweise eine alternative Route fürs Kapitel 13 einbaut. Fluch und Segen der modernen Ära des Breitband-Internets ist natürlich, dass man Deadlines besser einhalten kann, und unfertige Spielsegmente einfach nachträglich hineingepatcht werden können. Und wenn mal ein Spiel unfertig wirkt, dann ist das Vanilla „Final Fantasy XV“.

So wurden im Jahr folgend dem November 2016 Release des Originals auf PS4 und Xbox One mehrere kostenpflichtige DLC-Kapitel herausgebracht, die beispielsweise die Lücken füllen, wenn die drei Leibwächter die Handlung kurzfristig verlassen und genauso unzeremoniell wieder auftauchen. Kulminierend in einem Release im März 2018, der sogenannten „Royal Edition“ für PS4, Xbox One und erstmalig PC, die all diese Zusatzinhalte bereits enthält. Hierfür sollte allerdings eine schnelle Internetverbindung gegeben sein, denn SquareEnix fand es nicht angebracht die Discs anzupassen – so befindet sich bei der „Royal Edition“ immer noch nur das Erstrelease von „Final Fantasy XV“ darauf wieder, die mehrere Dutzend GB an Updates und free DLC müssen alle heruntergeladen werden.

Zudem erscheint weiterhin DLC, die „Royal Edition“ ist also alles andere als ein Komplettpacket, sondern wird voraussichtlich im Verlaufe 2019 oder 2020 sicherlich durch eine weitere Komplettedition ersetzt werden, die diesmal wirklich alle Inhalte enthalten wird.

VI. You are only as good as your last battle: Das Fazit

Abschließend kann ich wirklich nur sagen, dass „Final Fantasy XV“ eine absolute Achterbahnfahrt für mich war. Die ersten 25 Spielstunden verbrachte ich gut unterhalten in Sidequests und Open World, mit den ganzen charmanten dämlichen Einfällen und Interaktionen, die es in den Road Trip der Jungs geschafft haben. Anschließend habe ich noch mal fast 20 Stunden hauptsächlich Nebenmissionen draufgepackt, jedoch dabei zusehends den Nerv an die Ecken und Kanten verloren. Als ich dann der Handlung die wenigen Stunden zum Finale folgte, erlebte ich diese schlichtweg als bestenfalls fragmentiert und an den schlechteren Stellen nicht nachvollziehbar, und sie brach eigentlich zusammen sobald sie richtig loslegte. Ein gutes Ergebnis ist das hier definitiv nicht.

Das kommt wohl dabei heraus, wenn ein Spiel 10 Jahre lang in Developement Hell steckt und Versatzstücke auf geänderte Teams und Visionen angepasst werden müssen. Dennoch eine abschließende Behauptung zum Ende: „Final Fantasy XV“ ist immer noch besser als „Final Fantasy XIII“. Wo das kompetentere „XIII“ nämlich einfach nur langweilt, ist dem Zugunglück an „XV“ beizuwohnen ein gewisser Unterhaltungswert nicht abzusprechen – am Besten in gemütlicher Runde und munter drauf los riffen.

4 von 10 Punkten