River King: Kite’s Adventure

  • Plattform: GameBoy Color
  • Release: 04.08.2000 (J)

Die River-King-Serie scheint ganz ordentlich gelaufen zu sein, gab es doch fast auf jeder Konsole und Handheld ein oder zwei Teile davon. Sogar ein Spinoff sollte letztendlich auf dem GameBoy Color aufschlagen, in Form von Kite’s Adventure, welches Setting und Gewichtung der RPG-Elemente etwas ändert.

Kite langweilt sich tierisch seitdem sein Vater, der Piratenkönig, auf hoher See ist. Also ergreift er sofort die Möglichkeit sich bei Undine ein eigenes Schiff zu holen und den Hausaufgaben davon zu segeln, nachdem er via Flaschenpost um Hilfe gebeten wurde den Wal des Lichts, Leviathan, zu suchen. Wie das bei den River Kings so üblich ist, wird Kite nun also von einer Lokalität zur nächsten gelangen, wo ihm ein NPC einen Tipp auf der Brotkrumenspur zum Wal gibt, aber erst im Austausch gegen eine gefischte Gefälligkeit.

Das Angeln funktioniert dabei gleich den anderen beiden Einträgen auf dem GameBoy: Angel ins Wasser werfen – erst dann tauschen die Fischschatten auf, die anzeigen wo die Viecher rumtuckern –, auf das Anbeißen warten, und dann in der Seitenansicht das Tauziehen veranstalten. Wirklich Skill wird dem Spieler nicht abverlangt, denn mit einfachem Leine geben, wann immer der Fisch gegen zieht, und Einholen, sobald ihm die Kräfte geschwunden sind, hat man im Prinzip eine Fangchance von hundert Prozent. Was jedoch gebraucht wird ist Glück, da es oft eher zufällig ist, wie schnell und häufig der Fisch aufgibt, oder ob er lang genug gegen zieht, so dass die Leine reißt. Es gibt tatsächlich nichts, was man selbst machen könnte, um ihn schneller zu ermüden. Zusammen mit dem teilweise Minuten dauernden Warten, ob ein Schatten auch zum Köder schwimmt, und für den Fall das er nicht anbeißt beginnenden Rätselratens, welche der anderen Kombinationen aus 3 Angelsorten und 20 Ködern Erfolgversprechend ist, bin ich erneut kein großer Fan des Angelns im Spiel. Bringe dafür wohl einfach nicht die Engelsgeduld mit.

Immerhin nerven diesmal die RPG-Mechaniken nicht, da sie nicht so aufgesetzt und fehl platziert wirken. Es kommt wesentlich häufiger zu einem Kampf, weswegen Kite nicht ständig unterlevelt durch die Gegend läuft und von sporadisch erscheinenden Spinnen und Wildkatzen ausgeknockt wird. Ja sogar zwei oder drei Dungeons und ein paar Bosskämpfe werden hier offeriert. Die Auseinandersetzungen sind zwar immer noch eher simpel, so gibt es immer noch keine Rüstung und neben Kite maximal einen Mitstreiter, wobei allerdings nur ein Kämpfer gleichzeitig gesteuert, der andere nicht mal von einer AI übernommen wird. Ein paar Gegenstände können zum Einsatz kommen, ein paar Spezialattacken geworfen, und durch die Bewegung in der Vertikalen den Gegnern ausgewichen werden, doch die Kämpfe bleiben recht rudimentär.

Was Kite’s Adventure neu auf den Plan ruft, ist hingegen das Segeln durchs Inselidyll. Man sollte meinen, es stünde in der japanischen Verfassung, dass manuelle Schifffahrt in RPGs grundsätzlich scheiße zu sein hat. Denn auch hier nervt es mehr, denn das es willkommene Abwechslung bietet. Die beständige Wasserströmung und sich mit der Tageszeit ändernden Winde bestimmen komplett, wo genau hin gesegelt werden kann – Anker werfen und Segel einholen kann man allerdings nicht in jener netten Übersicht, sondern muss dafür extra wieder aufs Schiffsdeck umschalten und dann wieder auf die Übersicht zurückgehen, um zu sehen, ob sich dort was geändert hat. Dazu kommen noch nervenden Piratenattacken, die immerhin meist einfach zu besiegen sind, selbst wenn sie nicht rechtzeitig mit Kanonen versenkt werden. Und der Tag-Nacht-Rhythmus. Durch ihn wechseln nicht nur die Winde, sondern jedes Crewmitglied verbraucht auch eine Ration, welche nicht eingekauft werden kann, sondern selbst geangelt werden muss, und es zählen nur Fische der richtigen Größe. Gegen Spielende sind 7 Mitstreiter an Bord, die zwar wie erwähnt in den Kämpfen so gut wie keine Hilfe sind, aber dafür jeden Tag auch 7 Rationen fressen, die neu geangelt werden wollen. Und durch Strömung und Winde kann es eben eine ganze Weile dauern, bis im großen Bogen durch die halbe Insellandschaft gesegelt wurde, um den Hafen zu erreichen, der eigentlich knapp oberhalb des Ausgangspunktes war. Antispaß ist, was das Segeln in Kite’s Adventure ist.

Optisch ist das Ding ganz nett anzusehen, besonders die Charakterportraits in den Dialogen und die verschiedenen Fischarten. Musikalisch fällt vor allem auf, dass der GBC einem existente, klassische Musik entgegen bliept, statt das dem Spiel ein eigener Score gegeben wurde.

Fazit:
Das Gute, das Schlechte, und das Hässliche: Schön ist die bessere Einbindung der RPG-Mechaniken. Schlecht ist, dass ich mich mit dem Angeln wohl nie anfreunden werde, da es mir einfach zu langweilig ist. Hässlich sind die neuen Seefahrten, die das Spiel fast ruinieren.

3 von 10 Punkten